Warum bleibt meine Periode aus?
Wie Essstörungen den weiblichen Körper beeinflussen
Essstörungen wie Anorexie (Magersucht) und Bulimie sind schwerwiegende psychische Erkrankungen, die weitreichende Auswirkungen auf den weiblichen Körper haben. Sie drehen sich oft um den Wunsch nach Kontrolle über Ernährung und Gewicht. Doch diese Kontrolle führt häufig zu erheblichen gesundheitlichen Problemen – körperlich und psychisch. Viele Betroffene suchen zunächst wegen ausbleibender Menstruation eine gynäkologische Praxis auf, ohne sich bewusst zu sein, dass eine Essstörung die Ursache ist.
Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe)
Bei Frauen mit Anorexie bleibt die Menstruation häufig aus. Dies liegt daran, dass der Körper durch den extremen Energiemangel gezwungen ist, sich auf lebensnotwendige Funktionen zu konzentrieren. Die Fortpflanzung hat in dieser „Notsituation“ keine Priorität.
Wachstumsstörungen in der Jugend
Erkranken Mädchen vor der Pubertät, können sie in ihrer Entwicklung zurückbleiben. Wichtige Merkmale wie Brustentwicklung, Schambehaarung oder das Einsetzen der Periode bleiben aus. Laut der internationalen HBSC-Studie haben etwa 14 % der 11- bis 15-jährigen Mädchen in der Schweiz bereits Diäterfahrungen gemacht, und 3 % von ihnen sind untergewichtig – ein Risikofaktor für langfristige Entwicklungsprobleme.
Fruchtbarkeit und Kinderwunsch
Das Ausbleiben der Menstruation ist nicht nur ein Hinweis auf den fehlenden Eisprung, sondern kann auch langfristig die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Auch nach ausreichender Gewichtszunahme und Wiederherstellung eines normalen Körpergewichts bleibt bei etwa 30-40 % der Frauen eine Ovarialinsuffizienz bestehen. In diesen Fällen bleibt der Eisprung aus, und der Kinderwunsch ist auf natürlichem Weg nur schwer erfüllbar.
Schwäche und Energielosigkeit
Durch den Energiemangel fühlen sich Betroffene oft schlapp und kraftlos. Auch die Schilddrüsenfunktion wird gedrosselt, was fälschlicherweise wie eine Schilddrüsenunterfunktion wirken kann.
Stresshormon Cortisol
Das Stresshormon Cortisol ist bei Anorexie häufig erhöht. Dies geschieht, um die Blutzuckerwerte (Euglykämie) aufrechtzuerhalten. Da der Körper durch den Energiemangel kaum auf normale Reserven wie Kohlenhydrate zurückgreifen kann, mobilisiert das erhöhte Cortisol andere Energiequellen wie Proteine und Fette, um den lebensnotwendigen Energiebedarf zu sichern. Die erhöhten Cortisol-Werte können auch Jahre nach der Erkrankung bestehen bleiben und bedürfen keiner Therapie.
Knochen- und Blutgesundheit
Cholesterinwerte
Anorexie kann die Cholesterinwerte erhöhen. Hier sind Medikamente wie Cholesterinsenker jedoch nicht ratsam, da sie den Energiemangel des Körpers weiter verschlimmern könnten. Eine fettarme Diät sollte nicht durchgeführt werden.
Anorexie ist eine ernsthafte Erkrankung, die nicht nur die Psyche, sondern auch den gesamten Körper schwer belastet. Neben der Gewichtszunahme und psychotherapeutischen Maßnahmen ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der körperlichen Folgen entscheidend, um Langzeitschäden wie Osteoporose, Ovarialinsuffizienz oder Unfruchtbarkeit zu vermeiden. Da viele Betroffene wegen des Ausbleibens ihrer Periode erstmals eine Gynäkologin aufsuchen, spielt diese eine Schlüsselrolle bei der Diagnosestellung. Hormonelle Therapien können helfen, die Knochengesundheit zu verbessern und den Kinderwunsch zu erfüllen. Wir stehen Ihnen bei gynhealth jederzeit zur Seite!