Therapie des Mammakarzinoms – Was gibt es neues?
Jedes Jahr erkranken in der Schweiz durchschnittlich 6200 Frauen und 50 Männer an Brustkrebs. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebsform bei Frauen.
Jährlich findet zu diesem Thema in St. Gallen die Konsensus Konferenz statt, bei der ein Meinungsbild internationaler Experten zu den aktuellen Therapieempfehlungen in der Behandlung des Brustkrebs erhoben wird.
Das diesjährige Motto “Customizing local and systemic therapies for women with early breast cancer” zeigt, dass das heutige Bestreben die Individualisierung der Therapie für die einzelne Patientin ist. Dabei wird nicht nur auf die interindividuellen Unterschiede der erkrankten Frauen, sondern auch auf die verschiedenen Charakteristika der unterschiedlichen Tumoruntergruppen geachtet.
Generell besteht die Behandlung des Brustkrebs im frühen Stadium aus verschiedenen Verfahren (Operation, Bestrahlung und Medikamentöse Behandlung u.a. Chemotherapie und antihormonelle Therapie), die je nach Patientin und Tumorsubtyp zusammengestellt werden. Nach der Diagnosesicherung wird ein persönliches Therapiekonzept erstellt. Zunehmend tritt hierbei die neoadjuvante Therapie (das bedeutet medikamentöse Therapie vor einer Operation) in den Vordergrund. Der Vorteil bei dieser Therapieform ist die Möglichkeit den Therapieerfolg direkt am Ansprechen des Tumors zu kontrollieren. Die Medikamente, die in der Therapie zum Einsatz kommen, sind neben den etablierten Chemotherapien immer mehr zielgerichtete Therapien. Im Gegensatz zu Chemotherapie-Medikamenten, welche primär zellschädigende Wirkung an allen sich teilenden Körperzellen entwickeln, ist der Ansatz zielgerichteter Therapien, möglichst nur Moleküle von Tumorzellen zu schädigen, die beim Tumorwachstum eine bedeutende Rolle spielen. In diesem Bereich werden laufend neue Medikamente entwickelt, die entsprechend in die verschiedenen Signalwege von Tumorzellen eingreifen.
Die Erkenntnis, dass Brustkrebs eine Erkrankung des ganzen Körpers und nicht nur der Brust ist, hat in den letzten Jahrzehnten die operative Therapie immer weniger radikal werden lassen. Insbesondere das empfohlene Ausmass der Operation im Bereich der Achselhöhle ist dabei stetig kleiner geworden und so erfolgt wann immer möglich «nur» eine Entfernung des sogenannten Wächterlymphknotens oder die gezielte Entfernung befallener Lymphknoten. Durch dieses Vorgehen konnte die Anzahl der Frauen mit ausgeprägten Lymphödemen und Nervenschäden als Folge der radikalen Operationstechniken deutlich gesenkt werden.
Bei der operativen Therapie der Brust stehen zwei Konzepte zur Verfügung: die Entfernung der kompletten Brust mitsamt dem Tumor oder, wenn möglich, die brusterhaltende Operation mit anschliessender Bestrahlung der verbleibenden Brust. In Studien konnte gezeigt werden, dass beide Konzepte gleichwertig in Sinne des Therapieerfolges sind. Auch im Bereich der Strahlentherapie gibt es immer wieder Anpassungen der Dosis und Therapieintervalle. So ist aktuell eine so genannte Hypofraktionierung empfohlen, bei der weniger Bestrahlungen mit höherer Einzeldosis in einem kürzeren Zeitraum erfolgen. Die Forschungsbemühungen sind gross, um die Behandlung auch in Zukunft kontinuierlich weiter zu verbessern und so überlebt bereits heute ein grosser Teil der Frauen die Erkrankung langfristig.