Baby Blues, … oder doch mehr?

  30. Oktober 2025

Die Geburt des eigenen Kindes ist ein überwältigendes Ereignis. Ca. 50-80% aller Frauen durchleben meist zwischen dem 3. und 5. postpartalen Tag nach der Geburt den sogenannten „Baby Blues“. Die Frauen sind leicht depressiv verstimmt, sehr sensibel, stimmungslabil und weinen oft ohne Grund. Freude über das Baby treffen auf Müdigkeit und Erschöpfung aufgrund der Schlaflosigkeit und der Geburt, gepaart mit einem radikalen Hormonabfall nach der Geburt. Nach wenigen Tagen ist dieser so genannte „Babyblues“ ohne Behandlung aber vorbei, während eine Depression eine schwerere, längere behandlungsbedürftige Erkrankung darstellt.

Ca 10% (in manchen Studien auch 15-20%) der Frauen erleiden nach der Geburt eine Depression. Die Symptome sind variabel. Typische Symptome einer Depression wie Antriebs- und Freudlosigkeit, Desinteresse und Überforderung seinen Alltag zu meistern, paaren sich bei Frauen nach der Geburt oft speziell mit einer übermässigen Angst und Sorge um das Wohlergehen des Kindes, Versagensängsten und das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein, oder sein Kind nicht gut versorgen zu können, einer Gefühlsleere auch dem Kind gegenüber bis hinzu Zwangsgedanken. Viele Frauen haben Stillprobleme und sind ausgeprägt stimmungslabil. Viele Frauen funktionieren irgendwie trotzdem, leiden still und suchen keine Hilfe. Sie versuchen in der Öffentlichkeit, vor Bekannten, auch Freunden, manchmal sogar der eigenen Familie und dem Partner eine gewisse Fassade aufrecht zu erhalten. Eigentlich müsste man doch „glücklich“ sein und sich über das Baby freuen. Viele schämen sich daher, das wirkliche Innenleben preiszugeben, und fühlen sich schuldig für ihre Gefühlsleere und schlechten Gedanken. Die meisten Betroffenen wissen gar nicht, dass sie an einer behandelbaren Krankheit leiden. Wenn keine Hilfe gesucht wird, verlängert sich die Erkrankung und kann letztendlich zum kompletten Zusammenbruch führen.

Damit es so weit nicht kommt, sollten frühe Alarmzeichen nicht nur von der Patientin selbst, sondern auch vom Partner oder der Partnerin, der Familie, der Hebamme und uns Ärztinnen und Ärzten erfragt und gekannt werden. Meist sehen wir die Frauen nur noch im Rahmen der postpartalen Kontrolle nach 6-8 Wochen. Das psychische Befinden sollte immer Thema sein und angesprochen werden dürfen. Manchmal ist in dieser Zeit aber auch noch keine Depression vorhanden und entwickelt sich erst später. Bitte scheuen Sie nicht, sich auch noch Monate nach der Geburt an uns zu wenden, wenn Sie das Gefühl haben, an einer Depression zu leiden. Wir haben die Pflicht und immer Möglichkeiten, Ihnen unterstützend zur Seite zu stehen, Anlaufstellen zu vermitteln und Ihnen bei der Heilung zu helfen.

Behandelt wird eine postpartale Depression in den meisten Fällen durch eine Kombination aus Psychotherapie, sozialer Unterstützung (zB Entlastung im Haushalt) und manchmal auch einer mit dem Stillen kompatiblen medikamentösen Therapie. Ganz wichtig für die Heilung ist auch die Aufklärung der Angehörigen, dass es sich bei einer Depression um eine häufige behandelbare Erkrankung handelt und sie kein Zeichen dafür ist, dass eine Mutter ihr Kind nicht ausreichend liebt, oder eine schlechte Mutter ist. Im Interesse aller sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Die Wahrscheinlichkeit, erneut an einer Depression nach der nächsten Geburt zu erkranken, liegt bei ca. 50% und ziemlich unbekannt ist, dass sogar 10% aller Väter nach der Geburt an einer postpartalen Depression erkranken.

Schreiben Sie sich heute noch ein!

Direkt in Ihre Inbox! Wir teilen Tipps, Neuigkeiten und Insights aus der Welt der Gynäkologie.

Hello

Frauen individuell beraten und sie in allen Lebensphasen betreuen zu können, das ist unsere Passion. Some content